Hartmut Geerken

Antibabylon.Turm Lieber Meister Pfister ….

Eugen Gomringer

Helmut Heißenbüttel

ein Bild malen
einen Brief schreiben
ein Bild schreiben
schreib mir ein Bild
die Schrift der Bilder das Bild der Schrift
Bilderschrift Schriftbild
Schriftzüge ins Bild hinein
Schreibausflüge ins Bild hinein
Schreibschriftausflüge die das Bild sind
Schreibschriftzugbilder
Schriftbildschreibzüge
Schriftzugschreibbilder
bildschriftzugschreiben

 

"Mischtext für Dietmar Pfister" 19.11.1982

ist das Lesen eines Bildes wie das Lesen eines Textes wenn das Lesen eines Bildes wie das Lesen eines Textes ist so

bedeutet das daß der Lesende im Bild etwas sucht das durch das Bild nur vermittelt wird

wenn das Lesen eines Textes sich zurücknimmt auf das Anschauen der Schrift so sucht der Leser nicht das was vermittelt wird und unsichtbar dahinter bleibt er entziffert

und enträtselt nicht sondern eignet sich ästhetisch an Schrift gelesen ohne Entzifferung und Enträtselung ist ästhetische Aneignung der das Bild herstellenden Bewegung

chinesische Kalligraphie für Nichtchinesen Bildschreiben ins Bild bringen heißt Bilder herstellen die zu lesen

sind ohne übersetzt werden zu müssen der Blick geht ins Bild ein und wird davon gefangen gehalten

die Schrift der Zweige die vorm Himmel steht
die Schrift der Wolken die den Himmel überweht
Erinnrungsspur die ins Gedächtnis schreibt
die Schrift der Zeit die spurhaft übrig bleibt
Bild wird was sichtbar äußerlich ins Innre übergeht
aus Hintergründen die zu Zeichen sich verdichten
geheimnisvoll wie aus verdunkelten Berichten
gemalten selber sich genügenden Geschichten
erkennbar Unbekanntes Stille ungestillt
Schrift hingemalt geschriebnes Bild
Unformuliertem wörtlich bildlich Schild
beschreiben schreiben schrieb Schrift Schriftbild Bild bebildern
handinnenschriftlich Schilderein ohne zu schildern

Akzent des Bildes der auf der Fläche steht oder
sich über die Fläche ausstreut
bildkonstituierender bildherstellender Akzent
der den Grund erneut
Zeichenablauf Zeichenfortgang Zeichenprozeß
zeichenverschoben
Zeichenvorgänge Zeichenvorhänge in sich selber
aufgehoben

 

 

 

 

wie die Zeichen lose stehen im offenen Grund
sich zu Zeichenzügen verbinden hingeschrieben zu
einem bindenden Und
die dem Grund abgewartete Struktur interpretiert
als Schrift
Hergestelltes Gewonnenes Herausgebildetes mit
Spontanem als Mitgift

 

 

 


Schreibschriebschreibereien hinstürzender auf-
fliegender Schriftflug
oder in sich verhaltender und wie zu sich selber
zurückgeführter Schriftzug
Schriftflusses mäandernde und aus dem Grund auf-
dunkelnde aufleuchtende Schriftbäche
wie Inseln sich vereinzelnde Schriftzeichen auf
dem Meer der Fläche

 

 

 

 

mit dem Zeichen des Grundes verwachsene darin
verwurzelte Schriftzeichen
Zeichensetzungen die grundsätzlich grundbestim-
mend in die Tiefe des Grundes reichen
Bilderschrift Bildsatz die Bedeutung haben die
nur im Grunde gilt
Satzzeichen Zeichensatz Bildsatz Satzbild

 

 

 


Bildöffnung Bilddurchblick Bildfenster in Bild-
wand Bildgrund
der mich mit dem Bild verbindet wie das über-
brückende Und
Inhalt des Bildes das was Bild und mich ineinan-
der schiebt
was es mir und ich ihm und es mir dann noch ein-
mal wiedergibt

Das Lesen des Bildes
und das Lesen der Schrift
sind eins;
das Malen des Bildes
und das Schreiben der Schrift
sind eins.

Einladungskarte der Galerie im Trudelhaus Baden / CH 1983

Warja Lavater

Brief 1987

Franz Mon

kein kopf ohne kragen
kein kragen ohne kröte
keine kröte ohne krücke
keine krücke ohne kratzer
kein kratzer ohne kralle
keine kralle ohne kreuz
kein kreuz ohne kropf
kein kropf ohne kehle
keine kehle ohne kohle
keine kohle ohne kotze
keine kotze ohne kinn
kein kinn ohne kuss
kein kuss ohne kniefall
kein kniefall ohne knacks
kein knacks ohne knute
keine knute ohne knopf
kein knopf ohne kopf
kein kopf ohne kragen
( was zu beweisen war )

  fror form  
lochzange frug frust trichtertreppe
literflasche flog fluch taschenratte
lückenbüßer focht frost tellertennis
lidschatten flocht flut trockentestikel
lichthupe floss fraß turbotirade
luftschloss fuhr fuß tauwettertatze
lockvogel fraß frucht tombolatunke
lachsalve floh fang tonnentaumel
landzunge fand frist tütentortur
luchsauge fiel fisch turteltaube
leimrute fing furcht totentaste

Oskar Pastior

Gästebuch

Ulf Stolterfoht

diese chiffren sind. sie kommen aus
einem. streng monoton. beutel der
diskretheit heißt. schlicht makulatur.
sack der mittel in sich birgt. selten

mal tatsächlich in. einem. dann die
fragen wie. bist satt marie. es gab sau-
magen. sie sind serienmäßig schwie-
ger meta. dieses satzgefüge stimmt.

sade/marat. dieses satzgefüge ist.
diese chiffren sind. multipel. so mü-
de. jetzt sehr mager. so kommen wir
einander vor. und satzgefüge birst

zwar. ist. war. diese chiffren steht.
bar jeder sprungstelle ist dieses
satzgefüge angenommen wahr. ist.
so müde jetzt. sind diese chiffren.

chiffren 1995

wir jungen schwaben dürfen jetzt nicht nachlassen was das verfassen ungegenständlicher lyrik betrifft. geislinger handschrift. der ganze bastarda / hybrida – komplex. codex in protz – duodez. postpost sei zeitlich dessen ort/ streng frei dabei die machenschaft. wie sie reichlich

rasch abschlafft. dies alles so satt haben. endgültig abschwaben, anfranken. wo die wilden kerle dichten. blutaxtgeschichten.holzfällerhemd.in dem man auch problemzeilen stemmt. einzige bringschuld geduld. schon folgt ein einschub der lullt: wertheim am main im ´79er-

jahr. erwähne statt haupthaar die mähne / was an der wand stand: >setze gern! drucke sehr! binde junge bändchen FADEN!< gefolgt von kampfgewicht und nummer. dieses angebot wurde nur einmal erteilt. chance enteilt. erträglicher kummer. was blieb war relationistischer hunger. vorsätz-

lich NACH! und so wird er gestillt: keilscheit verhält sich großgeschaidt wie amberg zu bamberg zu fürth. Dann käme cham. brennende scham. im innern fletscht zwanghaft ein schrecklicher schneck. doch auch so kommt man lyrisch vom fleck. alles hat platz im gehäuse: seuse–exzerpt. spät-

herbst in zerbst. lachmanns handschriftenreise. in kempten verlangt er die akten. lebenslang jagd nach ästhetischen fakten. die könnten trügen. weniger dichten als pflügen. abschließend vielleicht adelungs berühmtes über gabelung: >kommst du an eine – dann nimm sie!< das sollte genügen

Paul Wühr

Ob

hier in was für
einem

Anfang gesagt
werden

muß dieser
Buchstabe

der aus wievielen
Lauten

so ein erster
Satz

ist er verstummt
am

Ende von
keinem

"Ob in den Bildern des Dietmar Pfister" 1993

Ob

hier auf einmal steht
geschrieben

der Buchstabe aus einem
Wort aber

hält er die Buchstaben
aus

in dem einen zu viel
für

die Sage geworden vom
Wort

das sich selber beim
Buchstaben

nahm 

Ob

Laute hier still
in den

Farben werden
müssen um

jenseits von uns
zu erleuchten

warum dann wird
keinem

von uns dunkler
davon

Ob

hier der Spruch
gilt

von Buchstaben
die

sich selber aus
einem

Spruch alles
machen

wie sie sein
wollen

um wie gelesen
zu werden 

Ob

hier was für eine
Ziffer

zusammengezählt
wird

mit dem wievielten
Wort

aus sagt wer
welchem

Sinn zieht sie
die

Summe 

Ob

hier sich was für ein
Wort

hinters Licht führt
bis wir

wieder das Nachsehen
haben

werden wohin jeder
Laut

und warum er sich
selber

hinter das Dunkel
geführt

Ob

wir hier mit keinem Wort
auf den Lippen

wandern von einem Buchstaben
zu dem andern

immer welcher Sprache nach
die aus was

für einem Schweigen von uns
ging 

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